Feste Zahnspange: Hightech auf kleinstem Raum
08.06.2022Eine feste Zahnspange ist heute keine Frage des Alters mehr. Für Teenager und für Erwachsene ist sie eine akzeptierte Option auf dem Weg zu Traumlächeln, Vitalität und Gesundheit geworden. Ob unauffällig in der Keramik-Version oder als Statement mit stylischen bunten Ligaturen – die festen Zahnspangen von heute sind Hightech-Apparaturen und bewirken hochpräzise Zahnbewegungen, egal in welchem Alter.
Kieferorthopädische Therapiegeräte gibt es viele. Herausnehmbare Zahnspangen oder feste Zahnspangen aus Metall, Keramik oder Kunststoff. Deutlich erkennbare, weniger auffällige oder nahezu unsichtbare. Trotz ihrer zahlreichen Designs und unterschiedlichsten Behandlungsaufgaben haben sie alle eines gemeinsam: Sie helfen auf dem Weg zum strahlend schönen und vor allem gesunden Lächeln.
Wann eine lose, wann eine feste Zahnspange?
Grundsätzlich haben lose und feste Zahnspange unterschiedliche Einsatzgebiete. Ist das Wachstum fast abgeschlossen und die bleibenden Zähne nahezu vollständig durchgebrochen, sind feste Zahnspangen neben Alignern in der Regel das Therapiemittel der Wahl. Während lose Zahnspangen nur dann wirken, wenn sie regelmäßig getragen werden, entfalten festsitzende Spangen ihre Wirkung rund um die Uhr. Egal ob tagsüber oder nachts, in der Schule oder Uni, bei der Arbeit, beim Sport oder im Kino, ja sogar beim Essen oder Küssen. Die Kräfte, die von der Bracket-, Multibracket- oder auch Multibandapparatur genannten Zahnspange ausgehen, sind zu jeder Zeit am Werk.
Perfekt aufeinander abgestimmt: Brackets und Bogen
Zwei Dinge machen eine feste Zahnspange in der Hauptsache aus: die Brackets, die auf die Zähne geklebt werden, und der damit verbundene Drahtbogen. Jedes für sich bewirkt noch keine Zahnbewegung. Erst das Zusammenspiel von Brackets und Bogen (Draht) macht die feste Zahnspange unschlagbar effektiv.
Das funktioniert folgendermaßen: Der Bogen verfügt über eine gewisse Eigenspannung. Durch seine Fixierung im Bracketslot (eine Art Schlitz) wird diese Spannung über das Bracket auf den Zahn übertragen. Dabei wirkt entweder eine Druck- oder Zugkraft.
Durch die Gestaltung des Bracketschlitzes und der Bracketbasis wird vorgegeben, in welche Position der Zahn sich bewegen soll. In jedem Bracket ist sozusagen die für den Zahn erforderliche „Bewegungsinformation“ bereits vorprogrammiert. Der eingesetzte Bogen bestimmt die Form des Zahnbogens. Darüber hinaus kann der Kieferorthopäde durch Biegungen, die er an bestimmten Stellen gezielt in den Bogen einbringt, die gewünschte Zahnposition und die Bogenform optimieren.
Die Qual der Wahl
Brackets und Bögen gibt es aus unterschiedlichen Materialien. Zusätzlich finden zwei Arten von Brackets Verwendung: konventionell ligierbare und selbstligierende. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise, wie der Drahtbogen im Bracketslot gehalten wird. Das kann mithilfe kleiner Schlaufen (Ligaturen) aus Draht oder Gummi erfolgen. Bei selbstligierenden Brackets übernimmt diese Aufgabe ein eingebauter Verschlussmechanismus, z. B. ein Clip.
TIPP: Wenn sich nach dem Einsetzen der Zahnspange, wo in der Regel ein dünner thermo-elastischer Bogen eingesetzt wird, oder nach dem Wechsel eines thermo-elastischen Bogens ein Spannungs- oder Druckgefühl aufbaut, hilft es, wenn der Patient etwas Kaltes trinkt, Eis isst oder sogar Eiswürfel lutscht. Auf Grund seiner besonderen Materialeigenschaften entspannt sich der Bogen und der Druck lässt nach.
So läuft die Behandlung mit der festen Zahnspange ab
Bei jeder Multiband- bzw. Multibracket-Behandlung wird eine bestimmte Bogensequenz durchlaufen. Die Behandlung beginnt mit dünnen elastischen Bögen, die im Querschnitt rund sind. Danach folgt eine Phase mit stärkeren elastischen Bögen, die im Querschnitt rechteckig sind. Je höher die Dimension des kieferorthopädischen Bogens ist, desto präziser wird die Kraft auf das Bracket und damit den Zahn übertragen.
Zusätzliche Hilfsmittel können elastische Ketten, Druck- oder Zugfedern oder dünne Verblockungsligaturen sein, damit geschlossene Zahnlücken sich nicht wieder öffnen.
Die Gesamtdauer der festsitzenden Behandlung ist abhängig von der individuellen Zahn- und Kiefersituation.
Kein kieferorthopädischer Blindflug dank exakter Diagnostik
Meist wird bei einer festen Zahnspange eine zusätzliche kieferorthopädische Zwischendiagnostik erstellt, um den genauen Behandlungsfortschritt zu überprüfen. Anhand der angefertigten Röntgenaufnahmen überprüft der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie die Bewegung der Zahnwurzeln durch die feste Zahnspange. Im Gegensatz zur klassischen losen Zahnspange sollen sich die Zähne mit der festen Zahnspange körperlich, d.h. mit der Wurzel im Knochen, bewegen und nicht nur die Zahnkrone gekippt werden.
Unauffällige Behandlung mit Ästhetik-Brackets
Nicht nur im Berufsleben stehende Erwachsene, sondern auch immer mehr Jugendliche wünschen sich eine möglichst unauffällige Bracket-Behandlung. Diesem Wunsch kann dank Miniatur- oder rhodinierter Metallbrackets sowie Brackets aus Keramik entsprochen werden. Standardmäßig werden die Brackets auf der Außenseite der Zähne platziert.
Der krönende Abschluss
Damit die optimale Zahnposition und die neue Biss-Situation stabilisiert werden und langfristig erhalten bleiben, schließt sich an jede kieferorthopädische Korrekturphase eine Stabilisierungs- und Haltephase an. Neben herausnehmbaren Schienen, Zahnspangen werden kleine feste Stabilisierungsdrähte an die Innenseite der Frontzähne geklebt. Damit diese festen Retainer dauerhaft für Halt sorgen können, sollten sie regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.
Quellen:
- Hasund A, Rudzki-Janson I, Bingler P: Edgewise-Technik. In: Kieferorthopädie II. Therapie. Hrsg. Diedrich P. Urban & Fischer. 2000. S. 190-219.
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- Sonnenberg B, Göz G: Die Entwicklung der festsitzenden Apparatur. Teil 1. In: zm 2002;92(12):80-82.
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- Bock JJ, Bock J: Festsitzende Apparaturen. In: Grundwissen Kieferorthopädie. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Diagnostik, Therapie. Spitta Verlag 2005. S. 98-105.
- Ludwig B, Glas B: Material. In: Selbstligierende Brackets. Konzepte und Behandlung. Hrsg. Ludwig B, Glas B: Thieme Verlag. 2010. S. 10-30.
- Das Gesundheitsportal medondo.health